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Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Europäische Kommission, Europäischer Rat , Europäisches Parlament

Diese Petition wird von Alexandra Geese, Abgeordnete des Europäischen Parlaments, Grüne/EFA organisiert.

Text der Petition

Wir fordern die Europäische Kommission und den Europäischen Rat auf, dafür zu sorgen, dass mindestens die Hälfte des Konjunktur- und Aufbaufonds für die Beschäftigung und Förderung der Rechte von Frauen sowie für die Gleichstellung von Frauen und Männern ausgegeben wird. Es ist die Aufgabe der europäischen Institutionen, für die Umsetzung von Art. 23 zu sorgen: "Die Gleichstellung von Frauen und Männern muss in allen Bereichen, einschließlich Beschäftigung, Arbeit und Entlohnung, gewährleistet sein." Wir appellieren an die Institutionen, im Einklang mit der im März 2020 verabschiedeten Gleichstellungsstrategie der Europäischen Kommission zu handeln.
Wir fordern: 

  • Gender Impact Assessment und Gender Budgeting für alle Mittel, die im Rahmen des Konjunktur- und Aufbaufonds ausgegeben werden 
  • Investitionen in die Sorgearbeit, die Entwicklung belastbarer Kinderbetreuungsdienste und Schulen, die es allen Eltern ermöglichen, einen bezahlten Arbeitsplatz und eine gesunde Life-Balance zu erhalten. 
  • Einen Care Deal für Europa und ein europäisches Projekt für geschlechterdifferenzierte Statistiken über unbezahlte und bezahlte Arbeit als Grundlage für eine neue Berechnung des Bruttoinlandsprodukts
  • Verpflichtungen für Unternehmen, die staatliche Beihilfen oder Subventionen aus dem Konjunktur- und Aufbaufonds erhalten, nachzuweisen, dass diese Gelder den Beschäftigten aller Geschlechter in gleicher Weise zugutekommen; und insbesondere denjenigen, die einen geringen Anteil weiblicher Beschäftigter und Manager haben, Frauen unter Einhaltung von Mindestquoten auf Führungsebene einzustellen und zu fördern
  • Einen speziellen Fonds für von Frauen geführte Unternehmen   

Warum ist das wichtig?

Die Coronakrise hat ganz Europa schwer getroffen. Aber ihre wirtschaftlichen Auswirkungen treffen Frauen stärker als Männer. Während zu Beginn der Krise die Arbeit von Frauen in Krankenhäusern, Kinderbetreuungseinrichtungen und Supermärkten mit Applaus auf den Balkonen und öffentlichen Danksagungen gewürdigt wurde, sind Frauen immer noch dramatisch unterbezahlt und verlieren ihren Arbeitsplatz in der Krise schneller als Männer. Viele von ihnen arbeiten in kundennahen Sektoren – im Tourismus, Veranstaltungsmanagement, in Hotels, Restaurants, im Einzelhandel, für verschiedene Therapieangebote und viele weitere Sektoren, die von der Krise besonders betroffen sind.
 
Frauen verrichten den Großteil der zusätzlichen unbezahlten Arbeit, die durch geschlossene Schulen, Kinderbetreuungseinrichtungen, kranke Familienmitglieder und geschlossene Kantinen entsteht. In Deutschland wurde errechnet, dass Eltern ihre Kinder drei Stunden pro Tag zu Hause unterrichten. In 82 Prozent der Fälle waren dabei mit "Eltern" die Mütter gemeint. (1) Durch diesen Mehraufwand im Haushalt haben Frauen kaum noch Zeit, sich an der öffentlichen Debatte zu beteiligen. Ein Bericht im Magazin „Nature“ (2) und  frühe Studien stellen heraus, dass Akademikerinnen in der Krise nur noch die Hälfte der Publikationen verzeichnen wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres, während ihre männlichen Kollegen die Produktion steigerten. (3) Frauen haben weniger Zeit als je zuvor, in ihre Karriere zu investieren – während die steigende Arbeitslosigkeit den Unternehmen eine große Auswahl an Männern bietet. Dies wird den Aufstieg von Frauen in höhere Entscheidungsebenen noch schwieriger machen. 

Die Coronakrise droht, sich zu einer enormen Krise für das Einkommen von Frauen, ihr lebenslanges Gesamteinkommen, die Renten, ihre allgemeine Teilhabe und Rolle in der Gesellschaft zu entwickeln.  Es ist jetzt an der Zeit, die Krise in eine Chance für die Förderung der Gleichstellung der Geschlechter zu verwandeln.

Die Europäische Kommission und der Europäische Rat entwickeln ein "Recovery and Resilience Instrument", einen 500-Milliarden-Investitionsplan zur Wiederbelebung und Modernisierung der Wirtschaft. Wir unterstützen die deutsch-französische Initiative für den geplanten EU-Wiederaufbaufonds und wünschen ihr eine breite Zustimmung. Dieser Investitionsplan zur Wiederbelebung und Modernisierung der Wirtschaft setzt einen Schwerpunkt auf den grünen und digitalen Übergang, um die Zukunft Europas zu gestalten.  Während die Bekämpfung der Klimakrise und die Einleitung des grünen und digitalen Wandels eine absolute Priorität ist, die wir teilen, wissen wir auch, dass der Digital- und Energiesektor männlich dominiert sind. Ohne zusätzliche Maßnahmen wird dieses Wirtschaftsförderungsinstrument kaum Arbeitsplätze für Frauen schaffen, die sie verlieren, sondern für Männer. Es besteht die Gefahr, dass dies zu einer Umverteilung von Arbeitsplätzen und Einkommen, die von Frauen auf Männer übertragen werden, führt, und damit zu einem Instrument wird, das die Verarmung der Frauen verstärkt und von den europäischen Steuerzahlern – die Hälfte davon sind Frauen – finanziert wird. Dies ist ein Beispiel für unbeabsichtigte Konsequenzen, die entstehen, wenn eine Gleichstellungsperspektive in Haushalts- und Konjunkturprogrammen fehlt und nicht von Anfang an berücksichtigt wird. 
Unterstützen Sie unseren Einsatz für ein geschlechtergerechtes Europa!
 
Erstunterzeichner*innen

  • Prof. Dr. Rita Süssmuth, Bundestagspräsidentin a.D.
  • Prof. Dr. Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung
  • Prof. Dr. Maria Wersig Präsidentin des Deutschen Juristinnenbundes e.V.
  • Gwendoline Lefebvre, Präsidentin, European Women’s Lobby
  • Dr. Costanza Hermanin, stellv. Vorsitzende von +Europa
  • Laura Boldrini, Mitglied des italienischen Abgeordnetenhauses, Präsidentin des italienischen Abgeordnetenhauses  a.D.
  • Stefania Anarkikka Spanò, Autorin, L'Espresso Anarkikka
  • Maria Squarcione, Direktorin der medizinischen Universitätsbibliothek La Sapienza Rom
  • Mariolina Coppola, Präsidentin der Soroptimistischen Internationale Italiens
  • Margarete Stokowski, Autorin
  • Kübra Gümüşay, Autorin, Speakerin und Aktivistin
  • Tijen Onaran, Gründerin Global Digital Women
  • Almut Schnerring, Initiatorin des Equal Care Day
  • Teresa Bücker, Journalistin
  • Elena Grandi, Co-Vorsitzenden von Europaverde
  • Valeria Fedele, Mitglied des italienischen Senats
  • Alexandra Geese, Mitglied des Europäischen Parlaments, Greens/EFA
  • Darya Majidi, Fakultätsmitglied der Singularity University, Gemeinde Fondatrice Donne 4.0
  • Francis Fitzgerald, Mitglied des Europäischen Parlaments, EVP
  • Sven Giegold, Mitglied des Europäischen Parlaments, Greens/EFA
  • Francesca Faedi, Nationales Institut für Astrophysik
  • Ana Sofia Fernandes, President of the Portuguese Platform for Women's Rights
  • Franziska Brantner, Abgeordnete des Deutschen Bundestages, Bündnis 90/Die Grünen
  • Monica B. M. Pontiroli, Nationale Programmleiterin Prioritalia, Leiterin der Gruppo Donne
  • Valentina Dolciotti, Gründerin&Redaktionsleiterin der Zeitschrift DiverCity
  • Evelyn Regner, Mitglied des Europäischen Parlaments, S&D
  • Terry Reintke, Mitglied des Europäischen Parlaments, Greens/EFA
  • Daniela Poggio, Leiterin Globale Kommunikation Angelini SPA, Ispiratrice di #Datecivoce
  • Marzia Camarda, Kulturunternehmerin
  • Monika Vana, Mitglied des Europäischen Parlaments, Greens/EFA
  • Dr. Laura Sophie Dornheim, Digitale Strategin
  • Constanza Hermanin, Politikwissenschaftlerin College of Europe und John Cabot Universität Rom
  • Prof. Dr. Aysel Yollu-Tok, Stellv. Direktorin des Harriet Taylor Mill‐Instituts für Ökonomie und Geschlechterforschung an der HWR Berlin
  • Giulia Varone, Unternehmerin
  • Gabriella Guido, Kommunikationsspezialistin AMREF Italia
  • Marina Weisband, Autorin, Psychologin und ehemalige Politikerin
  • Dr. Elisabeth Klatzer, Ökonomin, Forscherin, Aktivistin
  • Katja Dörner, Mitglied des Deutschen Bundestages, Bündnis 90/Die Grünen
  • Robert Franken, Digital & Diversity Activist, Botschafter HeForShe Deutschland, Gründer Male Feminists Europe
  • Kristina Lunz, Gründerin und Direktorin des Centre for Feminist Foreign Policy
  • Laura Gehlhaar, Autorin, Beraterin und Speakerin
  • Vincent Immanuel Herr, Aktivist, Co-Initiator von DiscoverEU und HeForShe Botschafter Deutschland
  • Martin Speer, Ökonom, Co-Initator von DiscoverEU, HeForShe Botschafter Deutschland
  • Petra de Sutter, Mitglied des Europäischen Parlaments, Greens/EFA
  • Serena Giusti, Rechtswissenschaftlerin, Scuola Superiore Sant'Anna, SSSUP
  • Rosella Muroni, Mitglied des italienischen Abgeordnetenhauses
  • Ulle Schauws, Abgeordnete des Deutschen Bundestages, Bündnis 90/Die Grünen
  • Mona Neubaur, Landesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen NRW
  • Lia Quartapelle, Abgeordnete der Republik
  • Francesca Parviero, Designerin für digitale Lernerfahrungen
  • Prof. Dr. Jakob Kapeller, Professor für Sozioökonomie mit Schwerpunkt Plurale Ökonomik
  • Prof. Dr. Miriam Rehm, Juniorprofessorin für Sozioökonomie mit Schwerpunkt Empirische Ungleichheitsforschung
  • Marion Boeker, Direktorin, Beratung für Menschenrechte & Genderfragen
  • Sonja Lehnert, Social Media Manager, Blogger, Aktivistin von  #CoronaElternRechnenab
  • Dr. Lea Elsässer, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sozioökonomie Universität Duisburg-Essen
  • Dr. Alyssa Schneebaum, Stellvertretende Institutsvorständin des Instituts für Heterodoxe Ökonomie, Wirtschaftsuniversität Wien
  • Emanuela Giraldi, Gründerin von Pop Ai (populäre künstliche Intelligenz). Deep Tech & Weltraum-Enthusiast
  • Emma Amiconi, Präsidentin Stiftung für aktive Bürgerschaft
  • Giovanna Badalassi, Wirtschaftswissenschaftlerin, Ladynomics
  • Fikri Anil Altintas, Journalist, He for She Aktivist
  • Rasmus Andresen, Mitglied des Europäischen Parlaments, Greens/EFA
  • Gwendoline Delbos-Corfield, Mitglied des Europäischen Parlaments, Greens/EFA
  • Maria Noichl, Mitglied des Europäischen Parlaments, S&D
  • Lisa Paus, Abgeordnete des Deutschen Bundestages, Bündnis 90/Die Grünen
  • Kira Peter-Hansen, Mitglied des Europäischen Parlaments, Greens/EFA
  • Cornelia Ernst, Mitglied des Europäischen Parlaments, GUE/UGL
  • Dimitrios Papadimoulis, Mitglied des Europäischen Parlaments, GUE/UGL
  • Alviina Alametsä, Mitglied des Europäischen Parlaments, Greens/EFA
  • Josefine Paul, Mitglied des Landtags NRW, Bündnis 90/Die Grünen
  • Svenja Hense, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Institut für Politikwissenschaft WWU Münster
  • Frances Fitzgerald, Mitglied des Europäischen Parlaments, EPP
  • Zita Herman, Beraterin für den Haushaltsausschuss im EP für die Fraktion Greens/EFA
  • Alice Kuhnke, Mitglied des Europäischen Parlaments, Greens/EFA
  • Francisco Guerreiro, Mitglied des Europäischen Parlaments, Greens/EFA
  • Kim Van Sparrentak, Mitglied der Europäischen Parlaments, Greens/EFA
  • Dr. Joy Alemazung, Engagement Global
  • Lisi Maier, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Frauenrats

 
Links:
(1) Studie zum Unterricht zuhause "Homeschooling" belastet die Familien 
(2) The pandemic and the female academic
(3) Who is doing new research in the time of Covid-19? 

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